Klassiker und Modernes weltweit gefragt

Viele Spielsachen haben kein langes Leben. Nicht so Holzbaukästen aus Blumenau. Mit denen spielen Generationen. Für die Hersteller ein Nachteil, aber auch Ansporn.

Andrea Köhler hört einen Satz von Eltern und Großeltern beinahe täglich: "Mit solchen Baukästen habe ich schon gespielt." Die Büroleiterin der Firma Erzgebirgische Holzspielwaren Ebert freut sich, dass die Produkte ihres Familienbetriebes bei Besuchern von Märkten und im Betrieb im Olbernhauer Ortsteil Blumenau so allgegenwärtig sind. In der Tat dürfte es kaum einen DDR-Bürger geben, der die legendären Holzbaukästen nicht kennt.

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Dabei war der Niedergang der Baukästen 1995 fast schon besiegelt. In jenem Jahr stand die letzte, bis 1990 zum DDR-Kombinat Vero gehörende Baukastenfirma in Blumenau zum Verkauf. Es war die Zeit, in der der studierte Betriebswirtschaftler Christian Ebert, heute 78, und sein Sohn Jürgen, der gerade eine Tischlerlehre abgeschlossen hatte, beschlossen, etwas völlig Neues anzupacken. Vater und Sohn erwarben den Blumenauer Betrieb von der Treuhand und starteten in der fünfgeschossigen DDR-typischen Fabrik mit der Erzgebirgischen Holzspielwaren Ebert GmbH neu durch.

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Jahr für Jahr dachten sich die Männer fortan neue Dinge aus: Holzeisenbahnen und -trucks, Rechendominos, Bauerndörfer, Balance-Baukästen für therapeutische Zwecke, Puzzle-Cube, Steckfiguren, Klopfbank und Zählleiste. Sogar die "russische Rechenmaschine" und Kreisel wurden wiederbelebt. 300 verschiedene Artikel gibt es heute.

200 Kubikmeter Holz verarbeiten die zehn Beschäftigten pro Jahr zu Spielzeug, das an rund 2000 Abnehmer weltweit geht. Darunter sind Kunden in Österreich, Frankreich, Holland, der Schweiz, Japan und in den USA, berichtet Andrea Köhler. "Sie wissen, dass solche Bausteine bereits die Kreativität von Kleinkindern enorm fördern", sagt Jürgen Ebert, "und sie gehen nicht kaputt - zu unserem Leidwesen." Gerade die Langlebigkeit und das Erzgebirge als die Wiege der Produkte würden aber von vielen Kunden geschätzt.

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Quelle: Freie Presse vom 22.11.2018, Gabi Thieme