Azubis aus ganz Deutschland lernen an der einzigen Holzspielzeugmacher- & Drechslerschule in Seiffen

Julia Heilmann (21) aus der Oberlausitz hat sich nach dem Fachabitur für Gestaltung für eine Ausbildung zur Holzspielzeugmacherin entschieden.
Julia Heilmann (21) aus der Oberlausitz hat sich nach dem Fachabitur für Gestaltung für eine Ausbildung zur Holzspielzeugmacherin entschieden. / © Sandi Wermes Fotografie

Das neue Schuljahr steht in den Startlöchern – das gilt auch für die 33 Lehrlinge aus ganz Deutschland, die an der einzigen Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule in Seiffen den ebenso abwechslungsreichen wie handwerklich kreativen Traditionsberuf erlernen.

Im Ausbildungsjahr 2018/2019 lernten in allen drei Klassenstufen insgesamt 30 Azubis an der Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule Seiffen, davon wurden 21 in der Verbundausbildung Holzspielzeugmacher ausgebildet. Acht erhalten in den nächsten Wochen ihre Gesellenbriefe bzw. die Facharbeiterzeugnisse. 

„Im neuen Ausbildungsjahr 2019/2020 werden in den drei Klassenstufen voraussichtlich insgesamt 33 Lehrlinge ausgebildet, davon 23 im Rahmen der Verbundausbildung“, sagt der verantwortliche Lehrmeister der Verbundausbildung Reinhard Friedemann. „Damit haben wir seit Jahren ein konstantes Niveau. Es könnten aber durchaus mehr sein, denn die Branche benötigt dringend Fachkräfte.“ In den vergangenen zehn Jahren wurden insgesamt 107 junge Menschen in diesem traditionsreichen Beruf des Holzspielzeugmachers ausgebildet, den man nur hier im Erzgebirge erlernen kann. Die Lehrlinge kommen mittlerweile aus ganz Deutschland. 

Die dreijährige Ausbildung vermittelt eine fundierte Grundlage für vielseitigstes Arbeiten mit Holz – von der manuellen und maschinellen Holzbearbeitung über das Schnitzen und Drechseln bis hin zum Bemalen und Dekorieren. „Wo sonst hat man die Chance, ein Produkt von der Idee über Entwurf und Zeichnung bis hin zur praktischen Umsetzung selbstständig herzustellen? Kreativität und handwerkliche Fähigkeiten sind dafür ebenso gefragt wie technische Kenntnisse – zum Beispiel beim Bau von Vorrichtungen oder bei der Entwicklung von Technologien“, so Friedemann.

Marilen Dreier, 18, ist eine der Azubis, die in Seiffen das traditionsreiche Handwerk erlernen. „Miniaturen aus Holz haben mich schon immer fasziniert“, sagt die junge Frau, die für ihren Traumberuf extra von Celle in Niedersachsen ins Erzgebirge zog. „Vor drei Jahren brachten mir meine Eltern vom Weihnachtsmarkt in Dresden einen winzigen Spanbaum mit. Die Idee, dass dahinter ein Beruf steht, den man erlernen kann, hat mich nicht mehr losgelassen.“

In ihren Recherchen stieß sie auf Wendt & Kühn, verliebte sich in die Engel und Blumenkinder, stellte sich vor, machte ein erstes Praktikum und lernte alle Abteilungen der Grünhainichener Traditionsmanufaktur kennen. Als sie schließlich als eine von vier aus über 40 Bewerbern für eine Ausbildung angenommen wurde, war sie überglücklich. „Mich fasziniert, wie jede einzelne Figur durch unzählige Hände geht“, sagt die angehende Holzspielzeugmacherin:

Da steckt so viel Herzblut drin – das ist das Schönste an diesem Beruf. Bei jedem Schritt sehe ich den Sammler vor mir und denke: ‚Das ist der Engel, der bald jemandem Freude machen wird.‘

Auch Julia Heilmann aus der Oberlausitz hat sich nach dem Fachabitur für Gestaltung für eine Ausbildung zur Holzspielzeugmacherin entschieden. „Ich wollte etwas Handwerkliches machen, am liebsten was mit Holz“, sagt die 21-Jährige, die den praktischen Teil ihrer Ausbildung bei der Firma Blank in Grünhainichen absolviert. Firmeninhaber Uwe Blank ist voll des Lobes für die Auszubildende: „Uns kommt es vor allem auf Engagement und Vielseitigkeit an. Julia hat blendende Voraussetzungen mitgebracht. Sie ist handwerklich begabt und besitzt ein sehr gutes Gefühl für das kreative Arbeiten mit Holz.“ Julia macht die abwechslungsreiche Ausbildung großen Spaß. „Im Betrieb habe ich schon alle Abteilungen kennengelernt. Gerade bin ich in der Malerei und konnte dort mein ruhiges Händchen beweisen. Besonders gefällt mir die Montage der Pyramiden. Gut finde ich auch, dass wir in der Schule alle Bereiche durchlaufen, die die Erzgebirgische Holzkunst umfasst – vom Drechseln und Schnitzen über das Leimen bis hin zum Bemalen.“ 

Zahlen & Fakten:

Die Ausbildung zum Holzspielzeugmacher*in auf einem Blick

Ausbildungsdauer:

  • 3 Jahre

Voraussetzungen:

  • Hauptschul-, Realschulabschluss oder Abitur
  • Geschick und Freude am handwerklichen Arbeiten

Kosten:

  • Die Ausbildung als Holzspielzeugmacher ist kostenlos.
  • Der Ausbildungsbetrieb zahlt während der Lehrzeit eine Vergütung.
  • Die Unterkunftskosten in Seiffen können staatlich gefördert werden.

Vorteile:                      

  • kreative Ausbildungsinhalte
  • Verbundausbildung im dualen System
  • sehr gute Übernahmechancen
  • bei entsprechenden Voraussetzungen gute Grundlage für ein weiterführendes Studium z. B. in Holzgestaltung
  • mögliche Weiterbildung zum Meister

Die Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule in Seiffen bietet:

  • eine angenehme Lernatmosphäre aufgrund kleiner Klassen

  • erfahrene Lehrkräfte

  • modernste Lehrmittel: hochwertige Werk- und Drechselbänke

  • Holzbearbeitungsmaschinen, Computerkabinette und CNC-Maschinen

Ausbildungsinhalte:

  • Drechseln: Erlernen der verschiedenen Drechseltechniken wie Langholz-, Querholz- und Hohldrehen mit dem Ziel der Herstellung von Figuren, der Musterentwicklung und Musterfertigung
  • Schnitzen
  • Dekoratives Spanen, z. B. Stechen von Spanbäumchen
  • Bemalen & Dekorieren
  • Manuelle Holzbearbeitung: fachgerechter Umgang mit Handwerkzeugen, Fertigung von Holzverbindungen, Herstellung von Kästen und Passungen, Werkzeuglehre
  • Maschinelle Holzbearbeitung: Vermittlung des sicheren und arbeitsschutzgerechten Umgangs mit Holzbearbeitungsmaschinen für die kleinteilige Holzbearbeitung
  • Theorie: Holz- und Werkstoffbearbeitung, Oberflächenbehandlung, Gestaltung, Entwurf und Planung, CAD und CNC, Technisches Zeichnen und Freihandzeichnen, Deutsch, Englisch, Wirtschafts- und Sozialkunde

Ferienkurse zum Kennenlernen

Tipp: Wer vorher schon einmal schnuppern möchte, ob der Beruf des Holzspielzeugmachers der richtige ist, kann sich in einem Ferienkurse im Drechseln, Schnitzen oder Bemalen ein Bild von der Vielfalt dieses alten Handwerks machen. Immer in den sächsischen Sommer- und Winterferien finden verschiedene Ferienkurse an der Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule in Seiffen statt. Die erfahrenen Lehrmeister, die sonst die Azubis ausbilden, leiten in dieser Zeit interessierte Hobbydrechsler, -schnitzer und -maler/innen an und zeigen, wie man aus Holz die schönsten Dinge herstellt.

Die Ferienkurse sind für Teilnehmer aller Alters- und Erfahrungsgruppen geeignet.

Die nächsten Termine: 

  • 29.07.-02.08.2019 (nur Schnitzen und Bemalen)
  • 05.08.-09.08.2019
  • 14.10.2019 bis 18.10.2019
  • 21.10.2019 bis 25.10.2019
  • 10.02.2020 bis 14.02.2020
  • 17.02.2020 bis 21.02.2020

Weitere Termine unter www.erzgebirge.org
  

Die Verbundausbildung Holzspielzeugmacher ist eine Initiative des Verbandes Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V. und wird vom Freistaat Sachsen gefördert sowie vom Erzgebirgskreis unterstützt. 


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