Das energieautarke 365-Tage-Gewächshaus

16.05.2022

Handwerksbetrieb aus dem Erzgebirge tüftelt an Modell zur autarken Grundversorgung

Frische Speisen aus selbst angebautem Gemüse das ganze Jahr über: Für immer mehr Menschen sieht so das Idealbild gesunder Ernährung aus. Ein klassisches Gewächshaus verlängert in unseren Gefilden schon mal die Saison bis in den frühen Winter hinein. Um aber durch die kalte Jahreszeit mit eigener Ernte zu kommen, braucht es mehr. Gemeinsam mit Partnern hat der erzgebirgische Handwerksbetrieb LF Elektro GmbH eine Idee entwickelt, wie man die Kraft der Sonne nutzen und in Zeiten steigender Energiekosten für Hausbesitzer energetisch ausbauen kann. Als Technologietransfervorhaben wird die Entwicklung eines energieeffizienten Gewächshauses zur Stromversorgung von Einfamilienhäusern mit Lastmanagement vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung nun gefördert.

Wir haben einfach immer viele Ideen im Kopf, die wir ausprobieren und umsetzen wollen.

Individuell, zukunftsweisend, flexibel – so positioniert sich der Handwerksbetrieb LF Elektro für Elektro- und Energietechnik auf seiner Website. Der Betrieb, der 2001 gegründet wurde, versteht sich vor allem als deutschlandweiter Montagebetrieb im Industrie - und Wohnungsbau. Baustellen wie die bei Audi in Mexiko oder der Reederei Costa in Venedig sind für die 125 Mitarbeiter eher die Ausnahme. In Spitzenzeiten werden eben noch einmal so viele Arbeiter beschäftigt. Es ist das klassische Elektrogewerk, das die Auftragsbücher gut füllt. Und doch leistet sich Das Unternehmen eine Abteilung Forschung und Entwicklung, die man sonst wohl bei den wenigsten Mitbewerbern suchen würde. „Wir haben einfach immer viele Ideen im Kopf, die wir ausprobieren und umsetzen wollen.“ Weitergesponnen und umgesetzt werden diese mit einem Ingenieurbüro in Chemnitz: „Schon vor Jahren ist eher durch Zufall eine Partnerschaft mit ISE, Institut für Strukturleichtbau und Energieeffizienz in Chemnitz entstanden. Heute sind sie unsere Projektbetreuer“, so Lars Schäl, Mitglied der Geschäftsleitung.

Als Labor der Zukunft dient zumeist der eigene Firmenkomplex. Innovative Wandheizungen werden installiert, solargestützte Containersysteme aufgebaut. Platz für ein Gewächshaus wäre noch, doch dies wird zunächst aus logistischen Gründen beim Stahlbauer in Lichtenau, einem der Partner im Projekt, vor Ort montiert. Das ganze Jahr Gemüse und Kräuter im Gewächshaus anbauen sowie das Wohnhaus energetisch mit zu versorgen, ist dabei die Kernidee. Die Sonnenenergie wird dafür über teiltransparente Photovoltaik-Platten auf dem Dach des Glashauses eingefangen. Doch das avisierte modulare Baukastensystem des Gewächshauses wird noch viel mehr können – individuell nach den Bedürfnissen der Kunden, die künftig sowohl aus dem privaten als auch kommerziellen Bereich kommen sollen. Denn nicht nur eine kleine Variante für den heimischen Garten ist geplant, sondern auch eine für gewerbliche Gärtnereien. Ob klein oder groß, getüftelt wird an einem Gewächshaus, das die Temperatur konstant halten, die Beleuchtung je nach Jahreszeit regulieren, automatisch bewässern, Erde erwärmen und Wände – vor allem im Sommer- beschatten kann. „Um zusätzlich ein Eigenheim mit etwa 140 qm Wohnfläche komplett autark versorgen zu können, müsste das Gewächshaus etwa 7 x 14 Meter groß sein“, erklärt Martin Lahl, der als Techniker bei LF Elektro für die Konzeptionierung des Lastmanagements zuständig ist. Das heißt, er plant mit seinem Team, wie die Energie gespeichert und sinnvoll verwaltet wird und welche Pumpen und Ventile für Heizen, Lüften und Bewässern benötigt werden.

LF Elektro GmbH

Oberer Bahnhof 16

09456 Annaberg-Buchholz

Fon : 03733 59680

Email : info@lfelektro.de

www.lf-elektro.de

Noch ist das Gewächshaus für ein Mehr an autarkem Leben Zukunftsmusik. Heißt, bevor es in einem Katalog dem Endkunden präsentiert wird, liegt noch ein längerer Weg vor dem Projektteam. Jetzt im Frühjahr wird beim Stahlbauer im Hof der Prototyp gebaut.

Wir brauchen viele Messwerte rund um Temperatur, Feuchtigkeit der Erde und Lichtverhältnisse, um die Anlage so effizient wie möglich zu planen,

so Lahl. Bis Ende September soll die Testserie abgeschlossen sein. Dann beginnt die Erntezeit – so oder so. Fällt sie für die Tüftler positiv, also marktreif aus, müssen im nächsten Schritt Patente angemeldet und Partner zur Serienproduktion gesucht werden. Ein bisschen müssen sich die Freunde der autarken Grundversorgung also noch gedulden, bis auch im eiskalten Januar knackfrisches, sonnenverwöhntes Gemüse geerntet und das Haus gleichzeitig gemütlich warm beheizt werden kann.


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