Betrieb zieht eigene Fachkräfte heran

Allen Unkenrufen zum Trotz: Die Karosseriebaufirma Löscher im kleinen erzgebirgischen Ort Grüna behauptet sich seit 40 Jahren erfolgreich am Markt.  

VON KARINA KARTACH  

GRÜNA: So mancher Pessimist hatte Familie Löscher vorher gewarnt. Man könne doch nicht in einem so kleinen Dorfe eine Firma aufbauen. Doch Karosseriebaumeister Horst Löscher und seine Frau Ritta ließen sich nicht beirren. Heute feiert die Familie im Lößnitzer Ortsteil Grüna 40 Jahre Firmengeschichte.  

"Für mich war schon früh klar, mich selbstständig zu machen. Doch zu DDR-Zeiten war das alles andere als einfach", erklärt Horst Löscher. Zwei Jahre dauerte der Kampf um die Gewerbeanmeldung. Trotz zweier Ablehnungen ließ sich der Karosseriebaumeister nicht entmutigen. Der dritte Anlauf klappte. 1971 gründete Horst Löscher mit seiner Frau Ritta den Familienbetrieb und war damit der einzige Handwerker im Ort. Die Arbeit begann auf dem großelterlichen Grundstück in einer Doppelgarage. Eine abrissreife Holzscheune wurde als Werkstatt ausgebaut. Abhilfe für das immer brisanter werdende Ersatzteilproblem schaffte die Übernahme von Karosserie-Markenverträgen mit Saporoshez und Dacia. "So konnten wir wenigstens Rost-und Unfallschäden beheben", erinnert sich Horst Löscher. 1972 wurde der erste Lehrling ausgebildet, der heute selbst eine Firma leitet. "Wir haben von Anfang an unsere eigenen Fachkräfte herangezogen, sind wie eine Familie. Bernd Kuntze und Ralph Groß halten uns seit 35 beziehungsweise 23 Jahren die Treue."  

Bis zur Wende lag der Schwerpunkt auf Klempnerei. Der Betrieb konnte sich vor Arbeit kaum retten. Doch mit der Öffnung der Grenzen waren Ostfahrzeuge plötzlich nicht mehr gefragt. "Wir sahen trotzdem nach vorn und bauten eine 25 Meter lange und 12 Meter breite Lackierhalle mit Kabinen und Fahrwerksvermessung, Büro-und Sanitärtrakt. Viele Autohäuser bieten keine Lackierungen an, das war unsere Chance." 1996 wurde das Werkstattgebäude angebaut. 2006 gab es dann einen Führungswechsel. Sohn Uwe und seine Frau Heidi leiten nun den Familienbetrieb. "Ich bin schon als Kind in der Werkstatt ein- und ausgegangen. Das ist einfach mein Leben", erzählt der 49-jährige Karosseriebaumeister. Die Abwrackprämie stellte den Betrieb vor eine harte Bewährungsprobe. Doch die sieben Mitarbeiter blicken weiter mutig in die Zukunft. "Qualität ist das, was zählt und ich bin froh, dass auch unsere beiden Söhne Daniel und Michael hier eine Perspektive sehen", sagt Uwe Löscher. Er weiß seine Nachfolge in guten Händen, denn seine Jungs befinden sich gerade in der Meisterqualifikation. Obwohl zehn Stunden Arbeitstage oft vorkommen, engagieren sich die Löschers sehr für die Feuerwehr. "Die ganze knallrote Trabiflotte ist in unserer Werkstatt entstanden und unsere Teams sind gut aufgestellt bei Wettkämpfen", freut sich Horst Löscher.  

Mit einem Tag der offenen Tür feiert das Unternehmen morgen sein 40-jähriges Bestehen. Von 10 bis 18 Uhr gibt es viel zu erleben. 14 Uhr etwa ist ein Rasentraktor- und Mulcherrennen geplant. Danach können sich Kinder im Bogenschießen versuchen. 16 Uhr zeigt der Feuerwehr-Nachwuchs eine Übung. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Auer zeitung, 24.06.2011