3D-Druck, 2 Brüder, 1 Spezialfahrzeug

04.03.2021

Startup aus Schwarzenberg

„Die Erzgebirger haben es schon drauf, sind nur oftmals zu bescheiden.“ Es ist ein Statement, das Dag und Ron Richter einhellig abgeben, wenn man die Brüder fragt, was für sie einen Menschen aus der Region ausmacht. Wenn man genau hinschaut, trifft das auch auf die beiden jungen Männer zu, die einst die Region für ein Studium verließen, wiederkamen und nun hier ihr eigenes Ding durchziehen wollen. Ganz bescheiden bauen sie gerade ein Unternehmen auf, das sich im Kern auf 3D-Druck spezialisiert hat. Bei aller Bodenhaftung: Im Raum steht der Traum vom Bau eines Spezialfahrzeuges – und der nimmt schon richtig Gestalt an. 

Leipzig, Dresden, Chemnitz – immer nah an der Heimat geblieben

In Schwarzenberg aufgewachsen, gingen Dag und Ron Richter wie so viele andere auch für ein Studium in der Großstadt von zuhause weg. Dag, heute 36 Jahre alt, studierte in Leipzig Maschinenbau. Dort lernte er seine Frau, auch Erzgebirgerin, kennen, die heute in der Chemnitzer Klinik als Ärztin arbeitet. Zehn Jahre lebten sie in Chemnitz, er arbeitete in einem kleinen Unternehmen für Sonderanlagenbau als Konstrukteur und leitete Projekte. Sie wurden Eltern von zwei Kindern – und mit ihnen kamen die Erinnerungen an die eigene Kindheit im Erzgebirge .

„Chemnitz war zwar gut von der Lage her. Der Arbeit wegen und auch als gute Mitte zwischen Leipzig und Dresden, um relativ schnell bei Freunden zu sein. Und: Wir lebten nah an der Heimat Erzgebirge, aber eben nicht mittendrin. Wir wollten, dass es die Kinder genauso gut haben wie wir“, resümiert Dag. Gemeint war der Wunsch nach einem größeren Wohnraum mit Garten am Haus und Feldern und Wäldern quasi um die Ecke. Auch wenn das Paar die Vorzüge des Stadtlebens mit den zahlreichen Shopping-, Gastronomie- und Freizeitangeboten genoss, kristallisierte sich auch immer mehr Frustrationspotential heraus: „Kamen wir abends etwas später heim, fuhren wir eine Viertelstunde um den Block, um dann zehn Fußminuten von der Wohnung entfernt einen Parkplatz zu finden. Mit der Babyschale am Arm, manchmal noch im Regen, war das einfach belastend.“

Der Wunsch nach einer beruflichen Veränderung war der Fingerzeig für den richtigen Zeitpunkt, das Lebensumfeld komplett zu überdenken. Dag fand eine Stelle in Johanngeorgenstadt – im äußersten Zipfel des Erzgebirges am Kamm. Kontrastprogramm pur aus Chemnitzer Sicht. In Zschorlau fand die Familie schließlich ihre Wunschwohnung mit großem Garten zum Toben.

Man ist und bleibt oftmals einer von vielen.

Der Jüngere der Brüder, Ron, zog auf Umwegen vom Land in die Stadt. Nach einer Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker in der Region sattelte er fachlich mit einem Studium in Dresden auf. Gemeinsam mit seiner Freundin aus Schwaben, zog er damals in die Nähe des Wilden Mannes, „in eine schöne Ecke von Dresden, mit netten Nachbarn, guter ÖPNV-Struktur und super Radwegen vor der Nase“, denkt der 32-jährige zurück. Was ihm vor allem fehlte, waren die Ursprünglichkeit der Natur , wie er sie aus der Heimat kannte, und Nachbarn, deren Namen er nicht nur anonym vom Klingelschild her kennt. „Man geht in der Masse einer Großstadt unter, man ist und bleibt oftmals einer von vielen“, so Ron.

Dass man im Erzgebirge schnell Anschluss findet, spürte auch seine Frau, die auf Anhieb eine freie Stelle in den Kliniken Erlabrunn als Hebamme fand und längst im Erzgebirge angekommen ist. Heute genießen das Paar Grillpartys mit Nachbarn und den Plausch übern Gartenzaun ebenso wie die Familie seines Bruders. Und nicht nur das:  Nach getaner Arbeit schnappen sich die Brüder gerne das Mountainbike und drehen manchmal auch gemeinsam eine Runde durch den heimischen Wald.


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Traum vom Geländefahrzeug aus dem 3D-Drucker

Vom Büro aufs Rad – da Dag und Ron sich inzwischen ein Büro teilen, sind die Verabredungen schnell gemacht. Denn gemeinsam erfüllen sie sich nun den Traum vom eigenen Unternehmen in Schwarzenberg, das noch in den Kinderschuhen steckt. EL RO'IY Automotive heißt es, Herzstück sind acht 3D-Drucker. Der größte von ihnen misst über einen Meter in der Länge. 1200 mm x 600 mm x 600 mm. Mit ihm haben die beiden auch Großes vor.

„Unsere Idee ist es, ein Fahrzeug zu entwickeln. Aber nicht irgendeins. Ein Geländefahrzeug soll es sein, das anderen Menschen das Helfen erleichtern soll. Gemeint sind vor allem Hilfsorganisationen, auch in Drittländern. Das Fahrzeug muss robust für unwegsameres Gelände und gut selbst zu reparieren sein. Dafür haben wir extra Leute in solchen Einsatzgebieten nach Anforderungen befragt“, erklärt Dag Richter. Das Grundgerüst für den Prototyp steht bereits im Obergeschoss der ehemaligen Fabrikantenvilla, in der sich die Brüder eingemietet haben. Nebenan surrt der 3D-Drucker. Man ahnt, was entsteht: eine Felge, der nächste Baustein am Modellfahrzeug.

Ein Geländefahrzeug soll es sein, das anderen Menschen das Helfen erleichtern soll.

Den Gedanken, eine eigene Firma zu gründen, ließ Ron bereits seit Jahren nicht los. Da sich die Brüder fachlich gut ergänzen, setzten sie 2019 alles gemeinsam auf eine Karte. „Im Nachhinein war der Zeitpunkt denkbar ungünstig, fiel praktisch recht nah mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammen. So sind wir zunächst in die Produktion von Gesichtsschildern eingestiegen. Die fürs Erzgebirge typische persönliche Weiterempfehlung half uns, unser Unternehmen mit vielen kleinen Aufträgen von Privatkunden und Unternehmen im 3D-Druck unterschiedlichster Dinge auf die Beine zu bringen“, erzählt Dag Richter. Der 3D-Druck entwickelte sich vor allem im Bereich Prototyping.

EL RO'IY Automotive GmbH

Grünhainer Str. 17

08340 Schwarzenberg

Email : kontakt@elroiy.de

www.elroiy.de

Zeit der Experimente – auch in der Freizeit

Die Schule für ihr erstes Jahr der Selbstständigkeit war hart. „Wir haben vor allem gelernt, dass man nicht alles planen kann. Würden wir ein Buch schreiben, hieße es: ‚Wir begannen mit einer Krise‘. Wir wollten eigentlich schon viel weiter sein“, resümieren beide. Dennoch: Die Automobilbranche im Erzgebirge sei gut aufgestellt – ein Fakt, der ihnen in die Karten spielt. Künftig wollen sie mehr Netzwerke innerhalb der Region nutzen, um ihrem Traum ein Stück näher zu kommen.

Das ist ein Luxus, der so in der Großstadt nicht umsetzbar war

Und dann sind da noch ein paar Dinge im Leben der „Wieder-Erzgebirger“, an denen experimentiert wird, so zum Beispiel mit Leidenschaft beim Gärtnern. „Wir bauen inzwischen Gemüse zur Selbstversorgung an. Das ist ein Luxus, der so in der Großstadt nicht umsetzbar war“, sagt Ron und weiß, dass er in seinem Opa, mit dem er nun das Haus teilt, den besten Lehrmeister hat.

Da wusste ich, es war die einzig richtige Entscheidung

Auf die Frage, ob die Entscheidung, ins Erzgebirge zurückzukommen richtig war, meint Familienvater Dag: „Als mein größerer Sohn sich noch beim Einzug im Garten auf die Wiese legte, in den Himmel schaute und sagte: Das ist so toll… da wusste ich, es war die einzig richtige Entscheidung.“ 

Und was bedeutet denn nun eigentlich EL RO'IY innerhalb des Firmennamens EL RO'IY Automotive GmbH? „Das kommt aus dem Hebräischen und heißt: Gott, der mich sieht“, erklären die Brüder, denen bei allem Fachwissen und allen Visionen wichtig ist, auch ein Stück mit erzgebirgischer Bescheidenheit und Bodenhaftung auf ihren Glauben zu vertrauen.

Richtig gute

Gründe fürs Erzgebirge

1

jede Menge Raum zum Leben

  • günstiger Wohnraum – ob Miete oder Eigentum – in kleinen,  belebten Städten und Gemeinden
  • attraktive Lebenshaltungskosten in einer Welterberegion
  • Entschleunigung und erfüllende Freizeitgestaltung, denn hier kommen Kultur und Natur zusammen
  • zahlreiche Sportangebote in einer bezaubernden Mittelgebirgslandschaft
2

jede Menge Menschen mit Herz

  • Deutschlandweit Platz 1 im Bereich „Familienfreundlichkeit“ (Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung)
  • Umfangreiche Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder
  • Erzgebirger, die anpacken – egal ob als Freunde, Familie, in Vereinen, Unternehmen oder Institutionen
  • Bodenständigkeit, Zuverlässigkeit und hERZlichkeit statt großer Klappe
3

jede Menge sichere Jobs

  • florierende Wirtschaft und sachsenweit geringste Arbeitslosenquote
  • Marktführer und spezialisierte Unternehmen mit internationalem Kundenstamm
  • zweithöchste Industriedichte im Freistaat
  • mittelständische Unternehmen mit flachen Hierarchien und schnellen Karrierechancen